Rhododendron

und das "Holzweg-Prinzip"

Ich liebe Rhododendron!

Wie schwer es mir fällt, diesen Satz niederzuschreiben.

Endlich hab ich's begriffen:

Die Leute folgen den ausgetretenen Wegen um nach einer gewissen Zeit begreifen zu müssen, dass es gar kein Weg über den Bergkamm, sondern nur eine Art Holzweg ist.

Immer wieder versuchen manche (die Hoffnung stirbt zuletzt), den (nicht vorhandenen) Weg zu finden und treten damit weitere Spuren. Irgendwann (sofern nicht so ein Prinzip wirkt wie bei mir: Niemals den gleichen Weg zurück!) geben sie auf und gehen zurück. Dadurch wird der "Holzweg" (das Holzweg-Prinzip?) noch deutlicher, besonders am Anfang.

Und inzwischen sind diese Wege so gut ausgetreten, dass sie auch auf den Karten Einzug halten.

Welchen Sinn aber haben diese Wege für Wanderer, die von einem Tal ins andere wollen?!

 

Aber kommen wir zu meinen lieben Rhododendron zurück. Ich bin ja sehr froh, dass in meinem Garten mehrere Rhododendron zeitlich schön gestaffelt unterschiedlich blühen.

Aber hier!

Das war der Horror!

Neue Maßeinheit für die Schwierigkeit eines Weges (oder eben keines Weges):

Flüche auf 10 Meter.

Für vielleicht 1 1/2 Km brauchte ich über 3 Stunden. Der Birkenwald gab keine Möglichkeit, einen eventuell vorhandenen Weg zu sichten und durch den feuchten Teppich aus Rhododendron-Büschen sich Stück für Stück den Hang (wieder so durchschnittlich 45 Grad und mehr) hinauf zu ziehen - das machte schon nach wenigen Minuten keinen Spaß mehr.

 

Endlich baumfreie Fläche und die Rhododendron werden (höhenbedingt) kleiner.

Beim Anblick des immer noch fernen Gipfels begriff ich, dass ich am Ende meiner Kräfte war und sogar darüber nachdachte, vor dem Gipfel umzukehren.

Eine kurze Ruhepause brachte mich aber wieder auf die Beine.

 

Oben angekommen begann die nächste Schwierigkeit: einen einfachen Weg zurück nach Uschguli finden.

 

Das Holzweg-Prinzip gilt offensichtlich auch von oben.

Erst ein gut zu gehender Weg. Dann wird es eine dürre Trittspur, die sich schließlich in ausgedehnten Rhododendron-Flächen auflöst.

 

Im Teleobjektiv ist die Ruine der Sommerresidenz von Kaiserin Tamara schon ganz nahe.

Aber vor mir liegen noch über 2 Stunden "Rhododendron-Liebe".

 

Endlich angekommen spreche ich Beso auf die nicht vorhandenen Wege an.

Da gibt es Wege! Wir haben damals dort immer Holz geschlagen - so vor 25 Jahren!

Wenn niemand was macht und keine Touristenmassen die Wege trampeln, wird die Natur wohl schon nach wenigen Jahren alles Terrain zurückerobert haben.

5. August 2016