Bild-Gedanken

Botschafter türkischen Lebens für Deutschsprachige

Unser Reiseleiter Mehmet: in Berlin Moabit geboren, Christ, mit einer Litauerin verheiratet, Erdogan-Ablehner (aber die vielen sehr positiven Sachen in der Türkei durch (auch) Erdogan detailliert erklärend - insofern "Aufklärer" gegen die "meinungsmachenden" deutschen Medien), in Antalya lebend, philologisch äußerst bewandert - beherrscht 4 und kann noch paar andere Sprachen - und mit Sprach/Wort-Entwicklungsanalyse versucht er auch Teile von Geschichte zu erklären, Wanderer, hat Bergpension und liebt Pflanzen - kennt wohl hier ziemlich alle Arten -, ist ausgleichend, Diskussionen nicht ausweichend, aber immer auf Konsens orientiert, hat paar Positionen, wo ich nicht mitgehe (z.B. Kurden), aber ansonsten: ein Glücksfall...

Die türkischen Mitarbeiter von touristischen Firmen strengen sich echt an. Ich kann kein Wort Türkisch, aber viele dieser Leute hier sprechen nicht nur Englisch, sondern oft auch Deutsch und Russisch.

In der Rundreise-Woche hatten wir jeden Tag ein anderes Hotel. Aber alle waren sie gut, in manchen war es sogar fantastisch!

Bleiben wir noch etwas bei den fleißigen Türken. Schon im Osten der Türkei fiel es mir auf: überall, wo etwas angebaut werden kann, wo die Natur es zulässt, da wird es auch gemacht. Jede, auch noch so kleine Ecke wird genutzt. Brach liegende Flächen gibt es praktisch nicht.

Der wirtschaftliche Aufschwung von momentan über 7 Prozent (besonders viel wird im Wohnungs- und Infrastrukturbau gemacht), passiert manchmal natürlich noch nicht so sehr nach europäischen z.B. Sicherheitsstandards. In Deutschland wäre diese Art von Baustahl-Transport wohl nicht weit gekommen!

Möglicherweise haben die Türken wirklich kein sehr großes "Geschichtsbewusstsein" - ich bildete mir mal ein, dies mit ihrer eigenen Geschichte erklären zu können: Turkvölker sind vom Ursprung her oft Nomaden gewesen. Sie "vernutzen" Ressourcen; sind sie alle, ziehen sie weiter. Da bleibt nichts "Geschaffenes", damit auch kein Grund, in der Vergangenheit, bei z.B. bei Prachtbauten, eigene Geschichte, auf die man stolz zurückblicken kann, zu sehen.
Aber dies ist nur meine Interpretation.
Widerlegt wird sie sogleich durch die hervorragenden überdachten archäologischen Ausgrabungsstätten und Museen (Siehe 2017 "Orient").
Aber in der Geschichte wurde es ihnen ja auch nicht anders vorgemacht: In jeder vergangenen Epoche wurden die historischen Stätten "geplündert" - Baumaterial wurde immer wieder neu benutzt - dann bleibt natürlich nicht mehr so viel von den alten Stätten übrig.
Außer: sie befinden sich gut geschützt unter der Erde, wie Göbekli Tepe!

Gewölbe...
überstehen auch Erdbeben. Auch, wenn nicht mehr viel stützt - dieser Bogen steht noch. Wenn ich da an meine Bögen (mit Stahl, Beton und Putz gemacht) denke, werde ich neidisch. Diese so gut passenden Steine sind halt für eine kleine Ewigkeit...

Pamukkale:

Die Sinterterrassen sind wieder recht schön weiß geworden.
Und dem Welterbe tut es echt gut, dass alle Hotels drumherum verschunden sind.

Wohl tausend Jahre alt, ausgebrannt und wer-weiß-was-noch-alles überstanden, - dieser Olivenbaum (ich denke jedenfalls, dass es einer ist) hat schon manche Geschichten gesehen.
Unser Reiseleiter sagte, Olivenbäume wachsen die ersten Jahre nur nach unten - suchen nach Wasser. Erst dann, wenn sie genügend haben und gut im Boden eingerichtet sind, dann wachsen sie auch nach oben.
Damit haben sie eine gute Basis, lange trockene Zeiten, Feuersbrünste und auch den bösen Menschen zu überstehen.
Wie erbärmlich kurz leben wir im Vergleich dazu!
Haben eben keine echten "Wurzeln"...

Türkei, Süd-West-Küste, Anfang bis Mitte April 2018